Wiedergehört: Griechischer Wein

Ein Griechenland-Urlaub war es, der Udo Jürgens zu einem seiner größten Hits inspirierte:
Die Sommerferien des Jahres 1973 verbringt Udo auf Rhodos. Nach herrlichen Wochen voller Sonne, Meer, Licht, Wind und Musik regnet es bei seiner Rückkehr nach Wien. Udos Stimmung ist melancholisch, und so setzt er sich ans Klavier und beginnt zu spielen, die Bouzouki-Klänge noch im Ohr. Alle, die seine neue Komposition hören, sind sich sicher: dies wird ein Hit. Aber Udo gefällt keiner der Textvorschläge. Er will keine Caprifischer auf griechisch, keine weißen Segel auf blauem Meer, keine Sonne über der Akropolis, nichts, was dem Touristenklischee entsprochen hätte. Udo produziert schließlich eine fertige Aufnahme mit Orchester, Chor und vollem Bouzouki-Klang – nur eins fehlt noch immer: der Text. Udo lädt seinen Textdichter Michael Kunze ins Studio und spielt ihm die Aufnahme vor. „Ich hab’s“, sagt Kunze und erzählt Udo die Geschichte, von der das Lied handeln würde: Irgendwo im Ruhrgebiet gehst du durch die Nacht, eine Kneipe ist offen, du hörst Musik. Drinnen sitzen Männer und trinken Wein. Es sind Griechen. Du setzt dich zu ihnen und einer erzählt von zu Hause. Diese Männer sitzen da und trinken griechischen Wein, jeder allein mit seiner Sehnsucht… Zwei Jahre hatte Udo auf den richtigen Text gewartet. Das war er. Dank Michael Kunzes zündender Textidee, in der griechischer Wein nicht auf Rhodos, sondern im Ruhrgebiet getrunken wird.
Mit dem Lied „Griechischer Wein“ gelang Udo Jürgens 1975 der „Hit des Jahres“. Bing Crosby machte den Titel in der englischen Version „Come Share The Wine“ zum Welterfolg. Und in Griechenland ist die griechische Version „Phile kerna krassi“ bis heute ein bekanntes Volkslied.
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