Allem Anfang kann man wehren,
jedem Kind den Krieg erklären
und verrückte Träume als Verrat verschrei’n.
Doch aus Kindern werden Leute
und die Utopie von heute
wird die Wirklichkeit von Übermorgen sein.
Nichts lähmt die Kraft in den Flügelschlägen,
wenn es die Schwalben nach Süden zieht.
Du kannst den Sänger in Ketten legen –
aber niemals sein Lied.
Man kann alle Unbequemen
an die kurze Leine nehmen.
Für den Geist der Freiheit gibt es keinen Zaum.
Träumer, die die Welt gestalten,
kann die Macht gefangen halten,
aber keine Macht der Welt fängt einen Traum.
Mag‘ der Gedanke auch Furcht erregen,
daß unser’n Träumen Gewalt geschieht.
Du kannst den Sänger in Ketten legen –
aber niemals sein Lied.
Ganze Völker kann man knechten,
unterdrücken und entrechten
und dem Freiheitsdrang
den Weg der Flucht verbau’n.
Immer werden Idealisten,
wagemutig gleich Artisten,
sich auf’s dünne Hochseil ihrer Hoffnung trau’n.
Die stärkste Kette ist nichts dagegen,
sie ist so stark wie ihr schwächstes Glied.
Du kannst den Sänger in Ketten legen –
aber niemals sein Lied.
Den Prometheus kann man fassen
und an Felsen schmieden lassen.
Man kann Gott zum Teufel jagen
und an Kruzifixe schlagen.
Der Fluch fängt Feuer und führt zum Segen,
wie eine Zündschnur zum Dynamit.
Du kannst den Sänger in Ketten legen –
aber niemals sein Lied.
Man kann alle Querolanten
zu Verbrechern und Verbannten
und für vogelfrei und abschußreif erklär’n.
Man kann Engelsflügel lähmen,
doch wer weiß, wohin wir kämen,
wenn die letzten Engel abgeschossen wär’n.
Solang‘ wir singend die Welt bewegen,
bestimmen wir, was mit uns geschieht.
Du kannst den Sänger in Ketten legen –
aber niemal sein Lied.