Der werfe den ersten Stein

Wir sind zum Engel nicht geboren,
Der Teufel mischt oft kräftig mit hinein.
Meist irgendwo im Alltagstrott verloren,
Stellt er uns immer wieder gern ein Bein.

Ein bißchen lästern, hassen, Streit um’s Geld,
Ein bißchen vorschnell unser Urteil sprechen.
Wir sind nicht besser als der Rest der Welt
Und woll’n den Stab doch über and’re brechen.

Geballte Faust statt ausgestreckter Hand.
Ein jeder trägt das Kainsmal eingebrannt.
Nur wer da glaubt, er habe nichts von Kain,
Der werfe den ersten Stein!

Der werfe den ersten Stein,
Wer nie im Leben etwas Verbot’nes tat!
Der werfe den ersten Stein,
wer keine klammheimlichen Wünsche hat.

Wir sitzen allzuoft als Moralisten
Entrüstet über andere zu Gericht.
Als ob wir über das Leben alles wüßten,
Mit Besserwisserhochmut im Gesicht.

Und schauen doch durch die verbot’ne Tür,
Und würden allzugern mal was riskieren.
Wir spüren sie, die seltsame Begier,
Nach dem, was wir sonst lauthals kritisieren.

Versteckte Lust, ihn selbst einmal zu geh’n,
Den Weg, den wir als Abweg and’rer seh’n.
Nur wer da glaubt, er habe nichts von Kain,
Der werfe den ersten Stein!

Der werfe den ersten Stein,
Wer keine klammheimlichen Wünsche hat.

Der werfe den ersten Stein,
Wer nie im Leben etwas Verbot’nes tat!
Der werfe den ersten Stein,
Wer keine klammheimlichen Wünsche hat.