Erinnerungen: Mein erster Text für Udo

 

Von Wolfgang Hofer

 

Als Udo 1966 mit „Merci Cherie“ den Grand Prix der Eurovision gewann, war ich 16 Jahre alt und vom Protestfieber erfasst, das Künstler wie Bob Dylan oder Joan Baez entfacht hatten.

Nie hätte ich gedacht, dass ich irgendwann mit diesem Schlaks am Klavier etwas zu tun haben würde.

Fünf Jahre später hatte ich als Sänger meinen selbst geschriebenen Hit vom „Trödler Abraham“. Udos Manager Hans R. Beierlein fand meine skurrilen Texte interessant und schickte mich zu seinem Künstler nach Kitzbühel.

Da ich nicht mit leeren Händen kommen wollte, grübelte ich, was für ein Text den großen Künstler wohl beeindrucken könnte. Ich erinnerte mich an die Schwarzweiß-Übertragung des Eurovisions-Wettbewerbs und schrieb für den Schlaks ein Liebeslied an sein Klavier.

Den Text hackte ich mit einer Olympia-Schreibmaschine auf orangefarbenes Papier, damit er auch im größten Stapel von Songvorschlägen nicht unterging.

So gerüstet fuhr ich mit weichen Knien von München nach Tirol..

Udos Haus war beeindruckend. Am Hang gelegen, das Klavierzimmer mit einem gewaltigen Panoramafenster und einem offenen Kamin.

Die Knie wurden noch weicher.

Wäre nicht nötig gewesen. Der Schlaks entpuppte sich als ganz normaler Kerl. Er stellte mir seine Kinder vor und auch die Haushälterin, die gerade Erdbeerquark für Johnny und Jenny anrührte. Einen sensationellen Erdbeerquark, von dem ich auch etwas abbekam.

Später nahm Udo den orangefarbenen Zettel, setzte sich an den Flügel und fing an, nach einer Melodie zu suchen. Ich hörte ihm – die Ellenbogen am Flügel aufgestützt – fasziniert zu. Wie so viele Male darauf in den vierzig Jahren unserer Zusammenarbeit.

Ich fand alles super, was ich hörte, aber er war er mit seiner Arbeit noch lange nicht zufrieden. Perfekt musste es sein, so perfekt wie es nur ging.

Da hatten sich zwei getroffen! Zwei Ösis und zwei I-Tüpfelreiter dazu. Das begleitete uns die ganze gemeinsame Zeit. Wir oft haben wir jeden Ton und jedes Wort umgedreht und auf die Goldwaage gelegt! Und das war gut so. Begabung ohne Sorgfalt ist für die Katz.

Gegen Abend fuhr ich zurück nach München. In der Nacht konnte ich kaum schlafen. Monate später wurde der Song auf dem Album „Ich bin wieder da“ veröffentlicht.

Bingo!

 

 

 

Foto: Archiv Udo Jürgens