Im Gespräch mit Trompeter Sebastian Strempel

Fans von Udo und dem Orchester Pepe Lienhard können sich freuen: Die Tournee „Da Capo Udo Jürgens“ wird im Januar/Februar 2026 mit 15 Konzerten in Deutschland und Österreich fortgesetzt. Auf dem Tourplan stehen unter anderem Berlin, Hannover, Rostock, Dortmund, Stuttgart und Wien. Das Erfolgsgeheimnis von „Da Capo Udo Jürgens“? Zwischen Udo auf der riesigen Videoleinwand und dem fantastisch aufspielenden Orchester Pepe Lienhard, das live auf der Bühne vor der Videoleinwand spielt, verschwimmen Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit.

In unserer Interview-Serie stellen wir Euch die „Da Capo“-Mitglieder des Orchesters Pepe Lienhard vor. Trompeter Sebastian Strempel begleitete Udo Jürgens seit 1996 auf seinen Tourneen. Wir sprachen mit Sebastian über den Big Band Sound, den Udo so sehr liebte, den Jazz der Münchner Jahre und das wohlige Konzert-Gefühl, wie in einer Badewanne zu liegen.

Sebastian, Du bist seit 1995 Mitglied des Orchesters Pepe Lienhard und hast von 1996 bis zu Udo letzter Tournee „Mitten im Leben“ im Jahr 2014 alle Tourneen (ist das korrekt?) mit Udo gespielt. Das klingt nach einer aufregenden, intensiven und herrlich verrückten Zeit. Wie hast Du die Tourneen und Auftritte erlebt?
 
Ich habe seit 1996 fast alle Tourneen mitspielen können, teilweise leider nur zur Hälfte, da meine Musikschule, an der ich schon genauso lange arbeite wie in Pepe’s Band mich nicht immer für eine so lange Zeit freistellen wollte. Aber natürlich waren die Tourneen immer ein großes Erlebnis! Ich stand ja noch am Anfang meiner Laufbahn als Musiker, hatte gerade das Studium beendet und dann gleich mit so einem Star und so einer großartigen Band solch ausgedehnte Tourneen zu machen war natürlich unheimlich aufregend.

Seit den achtziger Jahren ist eine Großformation wie das Orchester Pepe Lienhard bzw. Pepes Big Band ein Anachronismus. Udo ist zum Glück den gegenteiligen Weg gegangen, er hat immer den allergrössten Wert darauf gelegt, mit großer Bläsersektion und mit Streicher-Ensemble auf Tournee zu gehen …

Ja, zum Glück für uns und eigentlich auch fürs Publikum nutzte Udo seinen Erfolg und die riesige Begeisterung für ihn aus, um seinen und Pepes Traum zu verwirklichen mit einem großen Orchester auf Tour zu gehen. Denn Udo liebte den Sound einer Bigband und selbstverständlich war das auch ein angemessener Rahmen für seine musikalischen Ideen. Vor allem in den späteren Jahren komponierte Udo ja viel symphonisch angehauchte Musik, wie etwa „Die Krone der Schöpfung“. Dafür brauchte er natürlich ein größeres Orchester.

Udo liebte den Sound einer Bigband.

Sebastian Strempel

Bei „Da Capo Udo Jürgens“ sind von den 24 Orchestermusikern noch 21 der Originalmusiker dabei, die auch Udos letzte Tournee begleitet haben. Das ist ein riesiges Kompliment an Udo – und an Pepe …

Das muß man unbedingt so sehen! In Pepes Band spielen ohnehin einige Musiker, die schon von Anfang an dabei waren oder wie ich seit 30 Jahren oder länger mitspielen. Das liegt sicher daran, dass Pepe immer auf das höchste Niveau seines Orchesters geachtet hat. Das ist für professionelle Musiker ein wichtiges Kriterium.

Bei „Da Capo“ spielt glaube ich auch der Wunsch von uns Musikern mit, uns bei Udo für die lange und erfolgreiche Zeit mit ihm zu bedanken und sein Andenken auf unsere Art zu pflegen, indem wir ihn und seine Musik nochmal richtig feiern.

Du bist Jazztrompeter, hast unter anderem für das Bundesjazzorchester unter Peter Herbolzheimer gespielt. Udo hat den Jazz und den Swing geliebt. War das ein Thema zwischen Euch?

Gelegentlich ja. Ich wußte, dass Udo Jazzfan war, er hat manchmal von seine Zeiten in München erzählt, wo er sich seine ersten Sporen als Jazzpianist verdient hat. Und er war durchaus interessiert daran, was wir sonst so spielen. Er kam ja auch gelegentlich zu Konzerten von Pepes BigBand.

Wie in einer Badewanne!

Sebastian Strempel

Wie fühlen sich die „Da Capo Udo Jürgens“-Konzerte für Dich an? Schmerzt der Verlust von Udo bei den Konzerten noch sehr oder wandelt sich dieses Gefühl des Verlustes langsam in ein großes Glück, diese Show mit Udo auf der riesengroßen Videowand für Udo spielen zu können?

Es war am Anfang jedesmal ein merkwürdiges Gefühl, wenn wir bei den Proben begonnen haben zu spielen und plötzlich war da Udos Stimme ganz präsent zu hören, ohne dass er vorne vor der Band saß. Ich mußte da schon immer erstmal schlucken.

Aber inzwischen ist es tatsächlich so, dass ich mich vor allem freue, dass das Konzept von „Da Capo“ so erfolgreich ist und dass neben Udo auf der Großleinwand auch Pepe so eine große Aufmerksamkeit bekommt. Er hat all die Jahre, wie es Udo an seinem letzen Abend zu ihm gesagt hat, dafür gesorgt, dass Udo sich vor dem Orchester so wohl fühlte „wie in einer Badewanne“. Das ist doch ein Riesenkompliment für Pepe!

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