Wiedergehört: Die Schwalben fliegen hoch
Udo Jürgens liebte das Schloss Ottmanach, auf dem er und seine Brüder John und Manfred aufwuchsen. Udo beschrieb Ottmanach einmal als die Welt seiner Phantasie. Der Legende nach sei auf Ottmanach noch nie ein Mensch gestorben. Allein der Gedanke daran, so beschreibt es Udo in seiner Biografie „Smoking und Blue Jeans“, habe ihn als Kind unsagbar glücklich gemacht. Und er erinnert sich im Folgenden, wie er auf einer Wiese gelegen habe, geschützt von dem altehrwürdigen Gemäuer, einer Schwalbe zusah und plötzlich selber diese Schwalbe war. In Gedanken malte Udo sich aus, hoch in die Lüfte zu steigen, der Welt da unten zu entfliehen und mit ein paar Flügelschlägen fremde Länder zu überqueren. Udo spielte dieses Phantasiespiel mit den Schwalben immer und immer wieder. Viele Jahre später schrieb Udo ein Lied mit diesen Zeilen:
„Man schießt Raketen in das All,
und der totale Stromausfall,
sagt man, ist eine Frage kurzer Zeit.
Und wenn mich einer fragt, worin
siehst du für dich des Lebens Sinn,
dann sag’ ich ihm: auch in der Sinnlichkeit.
Solang das Herz noch Hoffnung nährt,
bleibt unser Leben lebenswert,
auch wenn der Teufel Pech und Schwefel speit.
Die Erde steht, soviel ich weiß
noch längst nicht auf dem Abstellgleis.
Die Zukunft ist noch nicht Vergangenheit …
Der nächste Sommer steht bestimmt ins Haus,
die Schwalben wollen wieder hoch hinaus.
Die Schwalben fliegen hoch,
die Schwalben fliegen hoch.“
Das Lied wurde zu einem der großen Live-Höhepunkte der „Hautnah“-Tournee 1984/85.