Mein Baum

Du hast mir Halt gegeben von Kindesbeinen an.
Du bleibst für mich am Leben, solang‘ ich träumen kann.
Ich lag in deinem Schatten und blickte zu dir auf
Und ließ den nimmersatten Gefühlen freien Lauf.

Ich bin zu dir gegangen, bevor ich Abschied nahm
Und habe dich umfangen – und wenn ich wiederkam,
Bin ich zuerst zu dir gerannt, hab‘ dich umarmt und Freund genannt –
Die andern Freunde zählten für mich kaum,
MEIN BAUM

Ich konnte zu dir kommen mit jedem Weh und Ach.
Du hast mich aufgenommen unter deinem grünen Dach.
Und wenn ich weinen wollte hast du mir zugehört,
Als ich zur Schule sollte, hast du dich mitempört.

Ich fühlte mich am besten in deinem Laub versteckt;
Ich war in deinen Ästen ein Luftschloßarchitekt.
Hab drin mein erstes Haus gebaut und auf die Welt hinabgeschaut,
Aus einem nur von mir bewohntem Raum,
MEIN BAUM

Einst sang in deinen Zweigen der Wind in Moll und Dur.
Nun bringt man sie zum Schweigen, die Stimme der Natur.
Der Fortschritt hat dich umgelegt, der Sturm der Zeit dich weggefegt
Und ich umarme dich nur noch im Traum,
MEIN BAUM
MEIN BAUM
MEIN BAUM