Erinnerungen: "Buenos Dias, Argentina"

 

Von Wolfgang Hofer

 

Udo rief an. Er solle ein Album mit der Fußball-Nationalmannschaft machen. Für die WM 1978. „Ich brauche Ideen, ich brauche Texte, häng dich rein!“

Das war etwas für mich! Fußball fand ich schon als Kind super.

Neun Texte habe ich rausgehauen und damit den Großteil des Albums bestückt. Udo war mittlerweile nach Zürich auf den Sonnenberg umgezogen und wir verbrachten lange Nächte mit der Wahrheitsfindung. Der übliche Tagesablauf. Mittags Frühstück, dann ein Spaziergang oder kurz runter in die Stadt, vielleicht eine Ausfahrt mit seinem Boot am Zürichsee.

Ein bisschen Spaß, trotzdem schlechtes Gewissen. Wir hatten ja zu arbeiten. Also zurück nach Hause.

Udo an den Flügel, ich an die Papiere. Umschreiben, verbessern, neue Ideen notieren.

Am Abend raus zum Essen. Am liebsten in die Kronenhalle. Downtown Zürich, am Bellevue, mittendrin. Mit einer langen Liste von Promis, die hier schon gespeist hatten: James Joyce, Coco Chanel, Yves Saint Laurent, Marc Chagall, Federico Fellini oder auch Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt und Carl Zuckmayer.

Und jetzt Wolfgang Hofer. Unter Originalgemälden von Marc Chagall und Joan Miró. Unglaublich!

Mein Standard-Menü: Züricher Geschnetzeltes, dann zum Nachtisch Mousse au Chocolat nach Art des Hauses.

Udo: „Schaut aus wie Hundekacke, aber so was Geniales hast Du im Leben noch nicht gegessen.“

Zuletzt ein Espresso, dann zurück auf den Sonnenberg.

Ich suchte im Keller nach einem leckeren Rotwein, Udo hatte schon den Flügel okkupiert.

Wir hoben die Gläser und ich offerierte ihm nach langem Zögern eine Zeile, für die ich mich eigentlich ein bisserl genierte: „Buenos Dias, Argentina“.

Und so wahr ich das hier aufschreibe: Udo überlegte kurz, krempelte die Ärmel hoch und sagte: „Könnte das eventuell so gehen?“

Dann griff er in die Tasten und spielte den Song von Anfang bis zum Ende. Ohne Textvorlage, ich hatte ja nur die Zeile geliefert.

Zum Glück hatte ich mein Kassetten-Diktiergerät eingeschaltet, so war alles festgehalten.

Dann war der Rotwein aus und es war weit nach Mitternacht.

Das Fußball-Album war Udos meistverkaufte Veröffentlichung überhaupt. Die Nationalmannschaft war dummerweise nicht so erfolgreich. Sie schied in der zweite Runde aus.

An uns hat es nicht gelegen!